In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Herausforderungen wächst der Druck auf Menschen, die sich sozial engagieren oder aktiv für Wandel einsetzen. Dieses Engagement ist oft emotional fordernd und kann zu Stress und Erschöpfung führen. Um langfristig wirksam und gesund zu bleiben, ist die Verbindung von innerer Arbeit und äußerem Engagement essenziell.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass chronischer Stress die Ausschüttung von Cortisol, unserem Stresshormon, erhöht. Ein dauerhaft hoher Cortisolspiegel belastet unseren Körper massiv: Er schwächt das Immunsystem, beeinträchtigt das Gedächtnis und erhöht das Risiko für Burnout. Das Nervensystem gerät aus dem Gleichgewicht, und wir verlieren die Fähigkeit, uns selbst zu regulieren.
Hier setzt somatische Arbeit an – Techniken wie Yoga, Breathwork oder Achtsamkeitsübungen helfen, das Nervensystem zu beruhigen und den Cortisolspiegel zu senken. Indem wir den Kontakt zu unserem Körper stärken, lernen wir, frühzeitig Stresssignale wahrzunehmen und gezielt gegenzusteuern. Diese körperbasierte Regulation ist nicht nur ein Mittel zur Prävention von Burnout, sondern auch eine Grundlage für nachhaltiges Engagement.
Aber warum genau ist es so wichtig, über den Körper runterzuregulieren? Stress ist eine natürliche Reaktion unseres Körpers auf Herausforderungen und aktiviert unseren Sympathikus – den sogenannten „Alarmmodus“. Wenn dieser dauerhaft aktiv bleibt, erhöht sich unser Cortisolspiegel, und wir geraten in einen Zustand chronischer Anspannung, der zu Erschöpfung und Krankheit führen kann. Über den Körper, etwa durch Atemübungen oder Yoga, aktivieren wir den Parasympathikus, den „Ruhenerv“. Dieser sorgt für Entspannung, senkt Herzfrequenz und Stresshormone und bringt unser Nervensystem zurück ins Gleichgewicht.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig diese Regulation ist: Während meiner Zeit in Geflüchtetenheimen im Nahen Osten habe ich nicht nur die Belastungen der Bewohner*innen erlebt, die massive traumatische Erfahrungen mit sich brachten, sondern auch ein hohes Stresslevel bei den Mitarbeitenden wahrgenommen. Viele litten unter Erschöpfung, und die Drop-out-Rate war hoch. Um dem entgegenzuwirken, begannen wir mit sportlicher Betätigung, die die Cortisolausschüttung besser regulierte – sei es durch Laufen, Yoga oder andere Aktivitäten. Diese Bewegungen haben uns sehr geholfen, das Nervensystem zu beruhigen und die innere Balance wiederzufinden.
Innere Arbeit über den Körper schafft deshalb eine stabile Basis – sie schenkt uns Raum zur Erholung und stärkt unsere Fähigkeit, im Außen engagiert und präsent zu bleiben. Nur so können wir die Herausforderungen unserer Zeit mit Kraft und Klarheit angehen und nachhaltige Veränderung bewirken.